D. MARTIN LUTHER

 
 

Die gantze
Heilige Schrift: Deudsch

Auffs new zugericht.

 

WITTENGERG 1545

 
 
 

Schöpfungsgeschichte

Sündenfall

Vertreibung aus dem Paradies

 

 
 
 
  Mit der Hand auf Pergament die Lettern wohlgesetzt
Durch Bernd Ragutt  ◊  Anno Domini  2015  
 
 
 

 
 

 
 
 

DAS ERSTE BUCH MOSE.

I.

Joh. 1.
Col. 1.
Ebre. 11.
Psal. 33.

AM anfang schuff Gott Himel vnd Erden. 2Vnd die Erde war wüst vnd leer / vnd es war finster auff der Tieffe  /  Vnd der Geist  Gottes  schwe- bet auff dem Wasser.

 
 
 
(Geist)
Wind ist da

Liecht.

 
 
 
 
I.

VND Gott sprach / Es werde Liecht / Vnd es ward Liecht. 4Vnd Gott sahe / das das Liecht gut war / Da scheidet Gott das Liecht vom Finster- nis / 5vnd nennet das liecht / Tag / vnd die finster- nis / Nacht. Da ward aus abend vnd morgen der erste Tag.

zumal noch
nicht gewest /
darumb mus
es den heiligen
Geist deuten.
(Gut)
Das ist / nütz /
fein / köstlich.

FESTE.

 
 
 
 
HIMEL.

II.

VND Gott sprach / Es werde eine Feste zwischen den Wassern / vnd die sei ein Vnterscheid zwi- schen den Wassern.  7Da machet Gott die Feste / vnd scheidet das Wasser vnter der Festen / von dem wasser vber der Festen  /  Vnd es geschah also. 8Vnd Gott nennet die Festen / Himel. Da ward aus abend vnd morgen der ander Tag.

 
 
 
 
ERDE.
MEER.

VND Gott sprach / Es samle sich das Wasser vn- ter dem Himel / an sondere Orter / das man das Trocken sehe / Vnd es geschach also. 10Vnd Gott nennet das trocken / Erde / vnd die samlung der Wasser nennet er  /  Meer.  Vnd  Gott  sah das  es gut war.

 
GRAS.
KRAUT.
BEWME.
 
 
 
 
 
 
 
 
III.

11VND Gott sprach / Es lasse die Erde auffgehen Gras und Kraut / das sich besame / vnd fruchtbare Bewme  /  da ein jglicher nach seiner art Frucht trage / vnd habe seinen eigen Samen bey jm selbs / auff Erden / Vnd es geschah also.  12Vnd die Erde lies auffgehen / Gras vnd Kraut / das sich besamet / ein jglichs nach seiner art / vnd Bewme die da Frucht trugen  /  vnd jren eigen samen bey sich selbs hatten / ein jglicher nach seiner art. Vnd Gott sahe das es gut war.  13Da ward aus abend vnd morgen der dritte Tag.

 
SONN.
MOND.
STERNE.

VND Gott sprach / Es werden Liechter an der Feste des Himels / vnd scheiden tag vnd nacht / vnd geben / Zeichen / Zeiten / Tage vnd Jahre / 15vnd seien Liechter an der Feste des Himels / das sie scheinen auff Erden / Vnd es geschah also. 16Vnd Gott machet zwey grosse Liechter / ein gros Liecht / das den Tag regiere / vnd ein klein Liecht / das die Nacht regiere / dazu auch Sternen.  17Vnd Gott setzt sie an die Feste des Himels  /  das sie schie- nen auff die Erde  18vnd den Tag vnd die Nacht

 
 
(Zeiten)
Lentz.
Sommer.
Herbst.
Winter.

 

25

 
 
 
 
 

 
 

 

Adam.

I. Buch

C.I.

 

 
 
IIII.

regierten / vnd scheideten Liecht vnd Finsternis. Vnd Gott sahe das es gut war.  19Da ward aus abend vnd morgen der vierde Tag.

 
FISCH.
VOGEL
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
V.

VND Gott sprach / Es errege sich das Wasser mit webenden und lebendigen Thieren / vnd mit Geuogel / das auff Erden unter der Feste des Hi- mels fleuget.  21Vnd Gott schuff grosse Walfische vnd allerley Thier / das da lebt vnd webt / vnd vom Wasser erreget ward / ein jglichs nach seiner art / vnd allerley gefidderts Geuogel / ein jglichs nach seiner art / Vnd Gott sahe das es gut war.  22Vnd Gott segenet sie / vnd sprach / Seid fruchtbar vnd mehret euch vnd erfüllet das Wasser im Meer / Vnd das Geuogel mehre sich auff Erden.  23Da ward aus abend vnd morgen der fünffte Tag.

 
VIEH.
GEWÜRM.
THIER
auff Erden.

24VND Gott sprach / Die Erde bringe erfür lebendige Thier / ein jglichs nach seiner art / Vieh / Gewürm vnd Thier auff Erden / ein jglichs nach seiner art / Vnd es geschah also.  25Vnd Gott machet die Thier auff Erden ein jglichs ‖ nach sei- ner art / vnd das Vieh nach seiner art / vnd allerley Gewürm auff Erden / nach seiner art. Vnd Gott sahe das es gut war.

 
 
 
 
 
‖ 1b

MENSCH

VND Gott sprach / Lasst vns Menschen machen  /  ein Bild  /  das vns gleich sey   / Die da herrschen vber die Fisch im Meer / vnd vber die Vogel vnter dem Himel / vnd vber das Vieh / vnd vber die gantzen Erde / vnd vber alle Ge- würm das auff Erden kreucht.

 
 
 
 
(Vnterthan)
Was jr bawet
vnd erbeitet
auff dem Lande/
das sol ewr
eigen sein / vnd

27VND Gott schuff den Menschen Jm zum Bilde / zum bilde Gottes schuff er jn / Vnd schuff sie ein Menlin vnd Frewlin.  28Vnd Gott segenet sie / vnd sprach zu jnen / Seid fruchtbar vnd mehret euch vnd füllet die Erden / vnd macht sie euch vnterthan.   Vnd herrschet vber Fisch im Meer/ vnd vber Vogel vnter dem Himel / vnd vber alles Thier das auff Erden kreucht.

 
 
 
Matt. 19.

die Erde sol
euch hierin
dienen / tragen
vnd geben.

 
 
 
 
 
 
VI.

29VND Gott sprach / Sehet da / Jch hab euch gegeben allerlei Kraut / das sich besamet auff der gantzen Erden/vnd allerley fruchtbare Bewme/vnd Bewme die sich besamen / zu ewr Speise / 30vnd aller Thiere auff Erden / vnd allen Vogeln vnter dem Himel / vnd allem Gewürm das das Leben hat auff Erden / das sie allerlei grün Kraut essen / Vnd es geschach also. 31Vnd Gott sahe an alles was er gemacht hatte / Vnd sihe da / es war seer gut. Da ward aus abend vnd morgen der sechste Tag.

SPEISE
fur den
Menschen vnd
Thier etc.

 
 

 

26

 
 
 
 
 

 
 

 

Adam.

Mose.

C.II.

II

 

 
 
 
 
SABBATH.
Ebre. 4.

ALso ward volendet Himel vnd Erden mit jrem gantzen Heer.  2Vnd also volendet Gott am siebenden tage seine Werck die er machet / vnd rugete am siebenden tage  /  von allen seinen Wercken die er machet.  3Vnd segnete den siebenden Tag vnd heiliget jn / darumb / das er an dem selben geruget hatte von allen seinen Wercken / die Gott schuff und machet.

4ALso ist Himel vnd Erden worden / da sie ge- geschaffen sind / Zu der zeit / da Gott der HERR Erden vnd Himel machte / 5vnd alerley Bewme auff dem Felde / die zuuor nie gewest waren auff Erden / Vnd allerley Kraut auff dem Felde / das zuuor nie gewachsen war. Denn Gott der HERR hatte noch nicht regenen lassen auff Erden / vnd war kein Mensch der das Land bawete /  6Aber ein Nebel gieng auff von der Erden  /  vnd feuchtet alles Land.

ADAM.

 
1. Cor. 15.

VND Gott der HERR machet den menschen aus dem Erdenklos / vnd er blies jm ein den lebendigen Odem in seine Nasen / Vnd also ward der Mensch eine lebendige Seele.

 
 
 
a (PISON)
Jst das grosse

PARADIS.

VND Gott der HERR pflantzet einen Garten in Eden / gegen dem morgen / vnd setzet den Menschen drein / den er gemacht hatte.  9Vnd Gott der HERR lies auffwachsen aus der Eden allerley Bewme / lüstig an zusehen / vndgut zu essen / Vnd den Bawm des Lebens mitten im Garten / vnd den Bawm des Erkenntnis gutes vnd böses.

wasser in
Jndia / das
man Ganges
heisset / denn
Heuila ist
Jndienland.

 
b (GIHON)

10VND es gieng aus von Eden ein Strom zu wes- sern den Garten / vnd teilet sich da selbs in vier Heubtwasser. 11Das erst heisst aPison / das fleusset vmb das gantze Land Heuila / Vnd daselbs findet man gold /  12vnd das gold des Lands ist köstlich / vnd da findet man Bedellion vnd den eddelstein Onix. 13Das ander Wasser heisst bGihon / das fleusst vmb das gantze Morenland.  14Das dritte wasser heisst cHidekel/das fleusst fur Assyrien. Das vierde wasser ist der dPhrath.

Jst das wasser
in Egypten /
das man
Nilus heisst.

c (HIDEKEL)
Jst das wasser
in Assyria /
das man
Tygris heisst.

 
d (PHRATH)

 
 
Gebot Gottes
Adam gegeben.

‖ 2 a

Vnd Gott der HERR nam den Menschen vnd satzt jn in den garten Eden / das er jn bawet vnd bewaret.  16Vnd Gott der HERR gebot dem Menschen / vnd sprach / Du solt essen von aller- ley Bewme im Garten. 17 Aber ‖ von dem Bawm des Erkentnis gutes vnd böses soltu nicht

Aber ist das
nehest wasser
in Syria / das
man Euphrates
heisst.

 

27

 
 
 
 
 

 
 

 

Adam.

I. Buch.

C.II.III.

 

essen Denn welches tages du da hast von issest / wirstu des Todes sterben.

 
 
(Vmb in sey)
Das ist /
Kein Thier
nam sich des
Menschen an
vmb jn zu sein /
das jm hülffe
sich mehren
vnd neeren etc.

VND Gott der HERR sprach / Es ist nicht gut das der mensch allein sey / Jch wil jm ein Gehülffen machen  /  die vmb jn sei  19Denn als Gott der HERR gemacht hatte von der Erden allerley Thier auff dem Felde / vnd allerley Vogel vnter dem Himel/ bracht er sie zu dem Menschen / das er sehe / wie er sie nennet / Denn wie der Mensch allerley lebendige Thier nennen würde  / so sollten sie heissen.  20Vnd der Mensch gab einem jglichen Vieh / vnd Vogel unter dem Himel / vnd Thier auff dem felde / seinen namen / Aber fur den Menschen ward kein Gehülffe funden  /  die vmb jn were.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
a

21DA lies Gott der HERR einen tieffen Schlaff fallen auff den Menschen / vnd er entschlieff. Vnd nam seiner Rieben eine / vnd schlos die stet zu mit Fleisch.   22Vnd  Gott  der  HERR  bawet  ein  Weib aus der Riebe / die er von dem Menschen nam / vnd bracht sie zu jm.  23Da sprach der Mensch / Das ist doch Bein von meinen Beinen / vnd Fleisch von meinem fleisch / Man wird sie Mennin heissen / darumb / das sie vom Manne genomen ist.  24Dar- umd / wird ein Man seinen Vater vnd seine Mutter verlassen / vnd an seinem Weibe han- gen vnd sie werden sein ein Fleisch.  23Vnd sie waren beide nacket / der Mensch vnd sein Weib / vnd aschemeten sich nicht.

 
 
 
 
HEUA.
1. Tim. 2.
 
 
 

EHESTAND.
Matt. 19.
Ephe. 5.
1. Cor. 6.

Jd est /
Dürfften sich
nicht schemen.

 
III.

VND die Schlange war listiger denn alle Thier auff dem felde / die Gott der HERR ge- macht hatte / vnd sprach zu dem Weibe / Ja / solt Gott gesagt haben / Jr solt nicht essen von allerley Bewme im Garten?

2. Cor. 11.

2DA sprach das Weib zu der Schlangen / Wir essen von den früchten der bewme im Garten. 3Aber von den früchten des Bawms mitten im Gar- ten hat Gott gesagt / Esset nicht da von / rürets auch nicht an / Das jr nicht sterbet.  4Da sprach die Schlang zum Weibe / Jr werdet mit nicht des tods sterben  /  5Sondern Gott weis  /  das  /  welchs tags jr da von esset / so werden ewre augen auff gethan / vnd werdet sein wie Gott / vnd wissen was gut vnd böse ist.‖

 
 
 
 
 
 
Schlange ver-
füret Heuam
2. Cor. 11.

 
‖ 2 b

 

28

 
 
 
 
 

 
 

 

Adam.

Mose.

C.III.

 


Fall Heue
vnd Ade.
1. Tim. 2.

6VND das Weib schawet an  /  das von dem Bawm gut zu essen were / vnd lieblich anzusehen / das ein lüstiger bawm were / weil er klug mechte / Vnd nam von der Frucht / vnd ass / vnd gab jrem Man auch da von / Vnd er ass.  7Da wurden jr beider Augen auffgethan / vnd wurden gewar / das sie nacket waren / vnd flochten Feigenbletter zusa- men / vnd machten jnen Schürtze.

 
a
(Tag küle war)
Das war vmb
den abend /
wenn die hitze
gegangen ist.
Bedeut / das
nach gethaner
Sünde / das Ge-

wissen angst
leidet. Bis das
Gottes gnedige
stim kome vnd
wider küle vnd
erquicke das
hertze. Wie wol
sich auch die
blöde Natur
entsetzt vnd
fleucht fur dem
Euangelio /
wei es das
creutz vnd
sterben leret.

b
(Adam) Adam
heisst auf Ebre-

VND sie höreten die stimme Gottes des HERRN / der im Garten gieng / da der atag küle worden war. Vnd bAdam versteckt sich mit seinem Weibe / fur dem angesicht Gottes des HERRN vnter die bewme im Garten.  9Vnd Gott der HERR rieff Adam / vnd sprach zu jm / Wo bistu? Vnd er sprach  /   10Jch hörete deine stimme im Garten / vnd furchte mich / Denn ich bin nacket / darumb verstecket ich mich.   11Vnd er sprach  /  Wer hat dirs gesagt / das du nacket bist? Hastu nicht gessen von dem Bawm / da von ich dir gebot / Du soltest nicht da von essen? 12Da sprach Adam / Das Weib / das du mir zugesellet hast / gab mir von dem Bawm / vnd ich ass.  13Da sprach Gott der HERR zum Weibe / warumb hastu das gethan? Das Weib sprach / Die Schlange betrog mich also / das ich ass.

isch Mensch /
darumb mag
man mensch
sagen / wo
Adam stehet /
vnd widerumb.

c
(Der selb) Dis
ist das erst
Euangelium
vnd Verhei-
ssung von
Christo gesche-
hen auff Erden /
Das er solt /
Sünd / Tod vnd
Helle vberwin-
den vnd vns von
der Schlangen

Schlange
wird verflucht.

 
 
 
 
Christus
verheissen.

DA sprach Gott der HERR zu der Schlangen / Weil du solches gethan hast / Seistu verflucht fur allem Vieh vnd fur allen Thieren auff dem felde / Auff deinem Bauche soltu gehen / vnd erden essen dein leben lang /  15VND Jch will Feindschaft setzen zwischen Dir vnd dem Weibe / vnd zwischen deinem Samen vnd jrem Samen / cDer

gewalt selig
machen. Daran
Adam gleubet
mit allen seinen
Nachkomen /
Dauon er
Christen vnd
selig worden ist
von seinem Fall.

 

29

 
 
 
 
 

 
 

 

Adam.

I. Buch.

C.III.III.

 

 
d

selb  sol  dir  den  Kopf  zutreten  /  Vnd  Du wirst Jn in die Verschen dstechen.

(Stechem) Pla-
gen creutzigen
vnd matern.
Denn so gehets
auch Christus
zutritt dem

VND zum Weibe sprach er / Jch wil dir viel schmertzen schaffen wenn du schwanger wirst  / Du solt mit schmertzen Kinder geberen / Vnd dein wille sol deinem Man vnterworffen sein / Vnd Er sol dein Herr sein.

Straffe vnd
Creutz vber
Heua vnd
Adam.

Teufel seinen
Kopff (das ist /
sein Reich des
Todes / Sünd
vnd Helle) So
sticht jn der
Teufel in die
Verschen (das
ist / er tödtet
vnd martert
jn vnddie seinen
leiblich.)

VND zu Adam sprach er / Die weil du hast ge- horchet der stimme deines Weibes / Vnd gessen von dem Bawm da von ich dir gebot / vnd sprach / Du solt nicht da von essen / Verflucht sey der Acker vmb deinen willen / mit kummer soltu dich drauff neeren dein Leben lang  /   18Dorn vnd Disteln sol er dir tragen / vnd solt das Kraut auff dem felde essen.  19Jm schweis deines Angesichts soltu dein Brot essen  /  Bis das du wider zu Erden werdest / da von du genomen bist / Denn du bist Erden / vnd solt zu Erden werden.

e
(Heua) Hai /
heisst Leben /
Da her kompt
Heua oder

VND Adam hies sein Weib eHeua / darumb / das sie eine Mutter ist aller Lebendigen.  21Vnd Gott der HERR machet Adam vnd seinem weibe Röcke von Fellen / vnd zog sie an.

Haua / leben
oder lebendige.

VND Gott der HERR sprach / Sihe / Adam ist worden als vnser einer / vnd weis was gut vnd böse ist / Nu aber / das er nicht ausstrecke seine hand / vnd breche auch von dem Bawm des Le- bens / vnd esse vnd lebe ewiglich.

 
 
 
ADAM
vnd Heua aus
dem Paradis
getrieben.

23DA lies jn Gott der HERR aus dem garten Eden / das er das Feld bawet / da von er genomen ist /  24Vnd treib Adam aus / vnd lagert fur den garten Eden den Cherubim mit einem blossen hawenden Schwert / zu bewaren den weg zu dem Bawm des Lebens.

 

30

 
 
 
 
 

 
 

 

♣   Launige Auslassungen   ♣

Bibelquelle

D. Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch.
Wittenberg 1545.
Letzte zu Luthers Lebzeiten erschienene Ausgabe.
Herausgegeben von Hans Volz unter Mitarbeit von Heinz Blanke, Textredaktion Friedrich Kur.
München 1972, S. 25-30.
Siehe auch unter Literatur.

Anhang

Die Quellausgabe kommt daher mit einer umfangreichen Einführung und einem ebenso umfangreichen Anhang. Der interessierte Leser kann hier wunderbar herum stöbern.

Lutherbibel

Die originale Lutherbibel verwendet Textur- und Frakturschriften, diese sind in der oben genannten Neuausgabe in eine moderne Antiqua umgesetzt worden. Der neu gesetzte Text gibt den Originaltext nicht zeilengleich wieder, so daß sich Satzspiegel und Seitenumbrüche leider zu meinem Bedauern geändert haben — sich wohl ändern mussten.

Virgeln

Die Virgeln ‚/’ grenzen wie in der Lutherbibel Satzteile ab, sie sind vom Charakter her reine Vortragszeichen, die eine Atempause anzeigen. Ansonsten gibt es die Satzzeichen ‚.’ (Punkt) und ‚?’ (Fragezeichen), ein Ausrufezeichen ‚!’ habe ich bisher nicht gefunden. Luther kann nicht so einfach ein Zeichen des Erstaunens setzen!

Doppelstrich

In der oben genannten Neuausgabe zeigt ein senkrechter Doppelstrich ‚‖’ im Text den Beginn einer neuen Seite der Lutherbibel an. In der linken Marginalspalte wird neben einem weiteren ‚‖’ die folgende Blattzahl in arabischen Ziffern angegeben, die Zusätze a und b stehen für die Vorderseite (a) und die Rückseite (b).

 

Und Rübezahl?

Die in der Einleitung erwähnten Volksmärchen der Deutschen sind in einer bibliophilen Dünn­druck­ausgabe beim Winkler-Verlag in München erschienen.

 

Versal

Jedes Kapilel beginnt mit einem hängenden Großbuchbuchstaben. Mit dem Pseudoelement :first-letter aus der Auszeichnungssprache HTML lassen sich die Anfangsbuchstaben eines Paragraphen leicht mit einer Stildefinition versehen. Um einen hängenden Initialbuchstaben zu erhalten, wird er nur deutlich größer gesetzt, hier genau zwei Zeilen hoch. Und es wird bestimmt, dass der nachfolgende Text den ersten Buchstaben auf dessen linker Seite umfließen soll.

Kapitälchen

Kapitelanfänge sind durch einen Versal und Kapitälchen ausgezeichtet, beides sind Großbuchstaben, letztere solche von der Höhe eines Kleinbuchstabens. Die Sprache HTML bringt von Hause aus die Schrifteigenschaft small-caps für Kapitälchen mit.

Größe

Die Schriften und die Zeilenabstände sind bei mir etwas größer als in der Druckausgabe, der besseren Lesbarkeit und meiner müden Augen wegen.

Breite

Die beiden Marginalspalten für die Glossen und Querverweise und die mittige Textspalte selbst sind in der Breite nicht fest gesetzt, sie sind nur nach oben und unten beschränkt.

Trennung

Die Trennungsstriche in meinem Bibeltext sind die aus der Druckausgabe, zusätzliche weiche, bedingte Trennungen im Wort habe ich nicht hinzugefügt.

Umbruch

Bei größtmöglicher Spaltenbreite für diese Seite, die Seite, die Sie ja gerade betrachten — was ich nicht glauben kann, ich schüttele den Kopf — also bei größtmöglicher Breite sollten die Tennungsstriche am rechten Rand der Textspalte ausgerichtet sein, ebenso sollten alle anderen Zeilen nun auch so wie im gedruckten Buche umgebrochen werden – der Text sollte genau so wie im Original durch die Spalte fließen. Nebenbei: Im HTML-Text sind die Umbrüche durch einen auskommentierten harten Umbruch <br /> gekennzeichnet.

Abstimmung

Den richtigen gewünschten Umbruch zu erzwingen, da wird schon eine rechte Handarbeit eingefordert. Die Wortabstände und die Laufweiten der Lettern sind fein abzustimmen, damit der Umbruch stimmt. Mit schmalen und breiten Leerzeichen lassen sich Wortabstände spreizen, um ein kleines ‚vnd’ in die nächste Zeile zu schubsen. Und den zusätzlichen Platz für ein anderes kleines ‚vnd’, das gerade noch in die nächste Zeile gerutscht ist, lässt sich eben durch schmale Leerzeichen und durch kürzere Abstände zwischen den Buchstaben gewinnen — und wenn das nicht ausreicht, muss die Schriftgröße leider ein klein wenig herabgesetzt werden, was aber kaum auffällt.

 

Typographie

Nein, da ist leider kein Typograph am Werk. Ich habe herum probiert! Aber die Gestaltung von Schriftarten und die Gestaltung des Satzes, des Einbandes und Umschlags, die Wahl von Papier, Papierformat und der Schriftgröße, die Anordnung von Zeichnungen und Bildern — die Buchdruckerkunst ist doch eine schöne Kunst.

 

Europa

Am Weihnachtstag des Jahres 498 ließ sich der fränkische König Chlodwig vom Bischof Remigius von Reims taufen. Rund 900 Jahre später, am 15. Februar 1386, wurde der litauische Großfürst Jagiełło in Krakau getauft.
Das Christentum hatte sich in ganz Europa durchgesetzt. Irische Mönche hatten anfangs einen großen Anteil an der Missionierung des Kontinents.
Von Lissabon am Atlantik bis nach Tallinn an der Ostsee, von Hólar auf Island im Nordatlantik bis nach Monreale auf Sizilien im Mittelmeer wurde nun das dasselbe Glaubensbekenntnis gesprochen und dasselbe Vaterunser gebetet — ein christliches Europa war entstanden und der Keim für ein einiges Europa war gesät.

 

Glaube

Ich bin mit Freuden (und Freunden) zwei Jahre als Konfirmand zum Konfirmandenuntericht gegangen. Die Bergpredigt war mir die Frohe Botschaft. Noch einige Jahre lang war ich Kirchgänger. Dann verlor es sich. Ich achte aber den aufgeklärten Glauben. Und: Das zweitausendjährige christliche Abendland stecken einfach in mir drin, es ist die Tradition, in der wir stehen, das christliche Abendland gibt den Wertekanon vor, für ein vereinigtes Europa — ich freu mich drüber.
Meine Vorfahren väterlichseits sind Hugenotten, die ihres protestantischen Glaubens wegen aus Frankreich vertrieben wurden. Sie siedelten sich in Masuren in Ostpreußen an, hießen Ragout und irgendwann etwas weniger französisch Ragutt, aber immer noch mit einer betonten zweiten Silbe, die so im Deutschen nicht geläufig ist.
Der Großvater mütterlichseits trug den Namen Wagenzik, in seiner Verwandtschaft findet sich auch die Schreibweise Wagenczyk, immer mit einer richtig stark betonten zweiten Silbe - was mir doch insgesamt nach einem polnisch (oder baltisch?) angehauchten Familienhintergrund aussieht.
Die Großmutter mütterlichseits mit dem schönen, einfachen Mädchennamen Böttcher stammte aus dem Memelland, ein Landstrich nördlich von Tilsit hinter der Memel gelegen. Wer zwischen Elbe und Oder Bottiche herstellte, war in der dortigen Mundart ein Böttcher. Es ist ja nicht so weit bis ins Memelland.
Was sich in Masuren nicht alles so vermischt hat!
Vater und Mutter wurden aus Ostpreußen vertrieben, und das einmal nicht aus religiösen sondern aus politischen Glaubensgründen. Die Mutter brachte die für sie geläufige herabsetzende Wendung „Grün und Blau - Polacksfrau” mit aus dem Osten nahe der damaligen polnischen Grenze.
Heute gehören die Baltischen Staaten und Polen, und natürlich auch Frankreich zusammen mit Deutschland zur Europäischen Union.
Wäre es nicht schön, jetzt in einem Gebet Gott zu bitten können, er möge seine Hand über dieses Europa halten, ein Europa ohne Krieg, ein Europa in friedlicher Eintracht.
Die rückwärts gewandten politischen (und religiösen) Scharfmacher sind ja allerorten wieder unterwegs.

 

Bochum

Ich besitze diese Lutherbibel nun seit 43 Jahren. Der Mitbewohner Heinz des Studenten­wohnheimes bgeisterte mich für diese Bibel. Ich habe bis vor kurzem wohl etwas naiv geglaubt, die Neuausgabe würde in der Originalgestalt der Lutherbibel daherkommen. Jetzt bin ich ein wenig enttäuscht.
Heinz im Thadden-Haus? Wir beide wollten im Dortmunder Opernhaus Igor Strawinskys wahnwitziges und mitreißendes Ballet Le sacre du printemps hören und sehen. Die Vorstellung fiel aus, stattdessen wurde Tschaikowskys Schwanensee gegeben. Ballerinen im Tutu. Ich bestelle Wodka und kriege Perlwein. Wir beide haben uns etwas verschaukelt gefühlt. Ja, der Spitzentanz im kurzen Röckchen ist so arg affektiert, geziert und gekünstelt, ein virtuoser Entrechat quatre?, schiere Artistik. (Den englischen Spielfilm Elliot - I will dance habe ich mir dennoch zweimal angesehen.)
Er, Heinz im Thadden-Haus, war es auch, der mich in die Wissenschaftiche Buchgesellschaft gelockt hat, deren Mitglied ich immer noch gerne bin.

 

Literatur

D. Martin Luther
Die gantze Heilige Schrift Deutsch
Rogner & Bernhard Verlag, München
Lizenzausgabe für den Manfred Pawlak Verlag, Herrsching, ohne Jahresangabe

Lutz E. von Padberg
Christianisierung im Mittelalter
Wissenschaftliche Buchgesellschaft
Darmstadt, 2006
Meine Empfehlung — Ein sehr schön gestaltetes, flüssig geschriebenes und gut lesbares Buch.

Werner König
dtv-Atlas der deutschen Sprache
Tafeln und Texte

Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 1978

 

Zeitstempel

Es ist der zwölfte Tag im Monat März im Jahre Zweitausendundsechszehn nach Christi Geburt.

 

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